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Planung Gas-Ende

Denkfabrik verlangt Vorarbeiten für Gas-Aus: „Netzentgelte 16 mal so teuer“

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... von Günther Ehrich
... 23.06.2024

Fachleute verlangen Vorarbeiten für Gas-Aus: „Netzentgelte 16 mal so teuer“Wie wird sich das Ergasnetz zukünftig darstellen? Nach Auffassung der Denkfabrik muss es auf die Frage schnell eine passende Antwort geben. Ansonsten dürften hohe Ausgaben auf uns zukommen.

Deutschland steht vor einem grundlegenden Wandel. Der Klimawandel fordert die komplette Welt auf, aktiv zu werden. Das verlangt extreme Belastungen. Das Hauptaugenmerk ist diesbezüglich auf die Wärmewende gerichtet.

Angestossen durch die Diskussionen um das Heizungsgesetz im letzten Jahr stellen sich nun unzählige Immobilienbesitzer und Hauseigentümer hierzuland die Frage, wie sie zukünftig heizen wollen.

Wegen der aktuellen Gesetze der Ampelregierung, wie der kommunalen Wärmeplanung und dem Heizungsgesetz, scheint es ganz so, als ob Erdgas als Energieträger an Stellenwert einbüßen könnte. Aber genau das hat Auswirkungen.

Wärmeplanung und Heizungsgesetz : Deutschland starte die Wärmewende

Die Ampel-Regierung hat im abgelaufenen Jahr 2 neue Gesetze vereinbart: Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG, oder „Heizungsgesetz“).

Beide Gesetze sind sehr miteinander verknüpft und stellen einen Alaufplan für die zukünftige Wärmeversorgung in Deutschland zur Verfügung.

Gemeinden und Kommunen in Deutschland müssen bis 2028 oder 2026 eine Wärmeplanung vereinbaren. Diese muss langfristig (bis spätestens 2045) klimaneutral dastehen.

Persönliche Eigentümer sollen dann mittels dieser Wärmeplanungen entscheiden dürfen, welche Heizung sie individuell zukünftig einsetzen wollen.

Auch hier ist ist die stufenweise Umrüstung auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung gültig. Vorerst muss sie lediglich zu 65 Prozent aus Erneuerbaren bestehen.

Menge der Gasverbraucher wird wahrscheinlich erheblich fallen

Zudem gibt es das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), welches die Pflichten und Rechte der Netzbetreiber entwickelt. 

Gemäß EnWG müssen demnach Betreiber von Gasnetzen diese so lange in Betrieb behalten, wie es Anwender gibt.

Dieses Gesetz nimmt eine anhaltende Verwendung von Erdgas als vollständigen Energieträger an. Somit droht für Netzbetreiber und Konsumenten Gas* zukünftig zu einer Kostensteigerung zu werden.

Tatsache: Erdgas ist ein fossiler Energieträger und wird zukünftig die Ansprüche von WPG und GEG nicht leisten können, wenigstens nicht als einziger. 

Es ist zu vermuten, dass während der kommenden 10 Jahre die Menge der Gasverbraucher erheblich fallen wird.

Das EnWG verpflichtet Betreiber dazu, selbst die noch verbleibenden Konsumenten zu beliefern,
selbst wenn sich das für sie finanziell gar nicht mehr auszahlt. Ebenso werden Konsumenten deshalb erheblich teurere Netzentgelte entrichten müssen.

Eine brandneue Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende kommt darüberhinaus zu dem Ergebnis, dass in den 2040er Jahren „Netzentgelte 16 mal so teuer“ werden könnten.


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Agora Energiewende verlangt neues Gesetz: Kommunen sollen „Abbau vorantreiben“

Das sollte blockiert werden, weshalb Agora unterstützt, dass eine neugestaltete gesetzliche Umgebung entwickelt wird, die es Netzbetreibern erlaubt, ihre Gasnetze nicht weiterzuführen, selbst wenn es noch wenige Abnehmer gibt.

„Es besteht eine Übereinstimmung darüber, dass der Gaskonsum reduziert wird“, erklärt Simon Müller, der Deutschland-Direktor bei Agora Energiewende. „Und die Kommunen müssen jetzt schon damit starten, den Abbau voranzutreiben“.

Nach Auffassung von Agora Energiewende könnte ein neues Gesetz etwa so aussehen. 

Drei Themen sind dabei maßgebend:

1.) Bei der Wärmeplanung sollen Kommunen zum Beispiel ein Wörtchen mitreden, welche Gasnetze sie nicht verlieren wollen (etwa für eine Umstufung als Wasserstoffnetz). Ebenfalls soll eine Trendumkehr vereinbart werden, ab dem Betreiber von Netzen die Berechtigung erlangen, Kosumumenten innerhalb einer Frist zu kündigen.

2.) Betreiber von Netzen sollten ihren entstandenen Kapitalaufwand bis 2045 abschreiben können. Ihre Gasnetze sollten zusätzlich alles in allem nicht zurückgebaut (extrem kostenintensiv), dagegen schlicht und einfach abgeschaltet werden. Ersparnisse bei den Aufwendungen durch Abschaltungen sollen an Verbraucher weitergeleitet werden.

3.) Gaskonsumenten sollen beizeiten ungetrübt und mehrmals auf Methoden zur Umrüstung hingewiesen werden. Konsumenten, denen ein Wechsel nicht möglich ist, sollen geldmäßig bei der Begleichung der Netzentgelte eine Hilfe erfahren.

Habeck unter Feuer: Kann die Regierung ein neues Gesetz vereinbaren?“

Alles roger, dennoch bleibt der primäre Konflikt bei dem politischen Willen zur realen Verwirklichung.

Es wäre hilfreich, wenn diese gesetzlichen Neuregelungen noch in der aktuellen Legislaturperiode vereinbart werden können. Dann haben damit Kommunen, Verbraucher und Netzinhaber eine Vorstellung von dem, was auf sie zukommt.

So leicht wird das wohl nicht sein. Ein zum Jahresstart aus dem Wirtschaftsministerium stammendes Debattenreiben, welches exakt diesen Themenberiech und die eventuellen Effekte des Abbaus aufzeichnete, verursachte bereits Diskussionsbedarf.

Auch als die Stadtwerke Augsburg ihre Kundschaft im Frühjahr vorerst darüber aufklärte, dass ihr Netz wahrscheinlich zukünftig aufgegeben werden würde, war die Mehzahl der Konsumenten verunsichert.

Ulrike Längle, Vertriebsleiterin der Stadtwerke Augsburg, äußerten dem Handelsblatt im März gegenüber: „80 Prozent der Verbraucher befürworten die Verlautbarung. Jedoch 20 Prozent haben erst vor kurzem eine neuwertige Gasheizung installiert und sind nicht so begeistert, in 10 Jahren einen Heizungstausch zu erwägen.“

CDU-Schreiben lässt hinhorchen: „Kein Abbau des Gasnetzes““

Sollte die Regierung nicht hinkriegen, ein neauartiges Gesetz aus dem Boden zu stampfen, ist komplett ungeklärt, was eine neue Bundes-Regierung nach der Bundestagswahl 2025 machen würde. Das könnte Netzbetreiber, Kommunen und Verbraucher in Unsicherheiten wiegen.

Ein neuer Schrieb aus dem Umfeld der CDU, dass die Energiepolitik der Partei bis 2035 aufzeigt, lässt vermuten, dass die Union wenigstens eine andere Position vertritt.

Kein Abbau des Gasnetzes ohne angekündigte machbare (schon verfügbare) Möglichkeit“, wird zu diesem Statement erklärt. Das könnte eine Verzögerung des Gas-Aus um mehrere Jahre zur Folge haben.

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(Mit Material www.merkur.de/20.06.2024)

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